«Wir lancieren ein Label für regionale Produkte»

Am Frühlingstreff begegneten sich die Mitglieder der Standortförderung: Vertreterinnen und Vertreter der Ämtler Gemeinden, Unternehmen und Organisationen sowie Privatpersonen, die sich für den regionalen Kitt engagieren. Aufhorchen liess Standortförderer Johannes Bartels: «Wir lancieren ein regionales Label.»

Bevor sie sich bedienen dürfen, müssen Referent Manfred Bötsch, Standortförderer Johannes Bartels und Standortförderungs-Präsident Marcel Strebel (von links) eine der Platten des Apéros riche fürs Foto präsentieren. (Bild Bernhard Schneider)
Bevor sie sich bedienen dürfen, müssen Referent Manfred Bötsch, Standortförderer Johannes Bartels und Standortförderungs-Präsident Marcel Strebel (von links) eine der Platten des Apéros riche fürs Foto präsentieren. (Bild Bernhard Schneider)

Gastgeber des Frühlingstreffs war in diesem Jahr die Franz AG in Wettswil. In seiner Begrüssung fragte sich Johannes Bartels, was Nachhaltigkeit konkret bedeute und wählte den Gastgeber gleich als Beispiel. Das Unternehmen feiere in diesem Jahr den 110. Geburtstag, was zumindest betrieblich von nachhaltigem Wirtschaften zeuge. Die Zahl der Elektrofahrzeuge, die hier verkauft würden, steige von Jahr zu Jahr. Und aus sozialer Sicht besonders nachhaltig sei, dass nicht weniger als 30 der 250 Mitarbeitenden des Unternehmens Lernende seien.
Als Referenten begrüsste Johannes Bartels den Präsidenten des Vereins Regionalprodukte, Manfred Bötsch. Dieser erläuterte, weshalb die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit nötig sei, denn eine reine Schwarz-Weiss-Optik führe nicht zum Ziel. Bartels nahm dies auf mit der Frage: «Ist regional automatisch gleich nachhaltig?»

Getränke aus der Region

Im Gespräch beim anschliessenden ­Apéro erläuterte Bartels die regionale Problematik anhand des am Frühlingstreff offerierten Buffets: «Wir hätten den Apéro gerne allein mit regionalen Produkten bestückt. Die Hofläden könnten zwar liefern, aber ein so grosses Catering auszurichten, liegt personell nicht drin. Das kann dafür die Gastronomie, aber diese hat ihre eigenen Lieferketten, die über die Region hinausgehen.» 
Trotzdem, als Getränke gereicht, wurden durchwegs regionale Provenienzen: Milvus Weine vom höchstgelegenen Weinberg des Kantons Zürich in der Vollenweid, Kappeler Klosterbier aus Allenwinden und Most vom Ämtlerchorb. Das Essen wurde vom Restaurant Casa Lio und der Konditorei Kuhn, beide aus Wettswil, zubereitet. Die verwendeten Produkte selbst dagegen stammten aus der Schweiz. Zum Abschluss durften Pralinen von Nala the Chocolate Queen aus Rifferswil gekostet werden – eine regionale Manufaktur, die mit ausgewählten Produkten aus der ganzen Welt arbeitet.

Regional und nachhaltig

Die naheliegende Nachfrage: Was ist nun los mit dem Ämtler Regio-Label? Johannes Bartels erläutert, dass eine Arbeitsgruppe, in der verschiedene Sichtweisen aufeinander treffen, seit einem Jahr an diesem Projekt arbeitet: «Einfach war das Kriterium der Regionalität, denn das können wir mit dem offiziellen Schweizer Regionalprodukte-Label ’regio.garantie’ übernehmen. Aber wir wollten mehr. Wir wollten zusätzlich, dass wir unsere Produkte als nachhaltig auszeichnen. Und das hat sich als sehr aufwendig herausgestellt, vorerst zu aufwendig.»
Kurze Wege seien unbestritten ein wichtiges Kriterium für Nachhaltigkeit. Aber eben nur eines, und nicht einmal das wichtigste. Doch was müsse darüber hinaus gelten? Als Grundlage wurde die Strategie des Bundes für nachhaltige Entwicklung, die auf den sogenannten «17 Sustainable Development Goals» der UN basiert, beigezogen. Schliesslich habe sich herausgestellt, dass ein eigenes Label für nachhaltige Produkte zwar entwickelt, aber nicht betrieben werden könnte. Dies sei zwar nur bedingt nötig, denn die bestehenden Labels wie Bio- und IP-Suisse stünden für eine sehr nachhaltige Produktion. Wie diese ­Labels eingebaut werden, solle aber erst in einer zweiten Phase geregelt werden. Denn es sind viele weitere Fragen offen, vor allem, wie Produkte miteinbezogen werden sollen, die zwar nachhaltig sind, aber über kein entsprechendes Label verfügen. Zuerst werde nun das Regio Label Knonauer Amt eingeführt, um ­Erfahrungen damit zu sammeln. Ein späterer Ausbau, um nachhaltige Regionalprodukte zusätzlich auszuzeichnen, sei aber immer noch das Ziel.

Schirm aus Schweizer Seide

Als Dank für sein Referat überreichte Standortförderer Johannes Bartels Manfred Bötsch nicht einen Korb mit regionalen Esswaren, sondern einen in Hausen gewobenen Schirm aus Schweizer Seide – ein regionales Produkt, das nachhaltig ist, weil die Reparatur auch nach Ablauf der Garantie noch sichergestellt ist. Nicht nur Nahrungsmittel können nachhaltig sein.
 

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