Gute-Laune-Musik aus Obfelden

Benjamin Kammer alias BNYA veröffentlichte kürzlich sein neustes Album «Biography»

Benjamin Kammer alias BNYA vereint seine Schweizer und dominikanischen Wurzeln in seiner Musik. (Bild Sandra Isabél Claus)
Benjamin Kammer alias BNYA vereint seine Schweizer und dominikanischen Wurzeln in seiner Musik. (Bild Sandra Isabél Claus)

Bereits mit 15 Jahren produzierte der heute 34-jährige Sänger sein erstes Album. Im Jugendtreff-Studio in Rümlang folgte er seinem Gespür für Rhythmus und Melodie und begann, eigene Songs und Reime zu texten. Die Musik liess ihn seitdem nicht mehr los. In seinen Liedern, die er unter seinem Künstlernamen BNYA vermarktet, spiegeln sich unverkennbar die kulturellen Wurzeln seiner Familie. Seine Mutter stammt aus der Dominikanischen Republik, sein Vater aus dem Kanton Bern.

Die zwei Welten manifestieren sich immer wieder in seinen Liedern, eindrücklich beispielsweise im Video zum Lied von «Contigo»: Temperamentvolle Latin-Pop-Rhythmen treffen auf die verschneite Landschaft des Entlebuchs. Die Aufnahmen im Schnee lösten in der Dominikanischen Republik Begeisterung aus. Allein auf Youtube verzeichnete das Video über zwei Millionen Aufrufe. Bei den karibischen Fans sorgte das Video für verblüffte Fragen: «Sie fragten mich: Wie ist es möglich, dass es Schnee hat und gleichzeitig die Sonne scheint? Das geht doch nicht! Für Schnee braucht es Wolken, und wenn die Sonne scheint, ist es zu warm für Schnee», erinnert sich Benjamin Kammer alias BNYA schmunzelnd an die Reaktionen.

Ins vibrierende Leben eingetaucht

Die meisten seiner professionellen Videos entstanden in der Dominikanischen Republik. Mal zeigen sie das einfache Leben, mal die glamouröse Scheinwelt. Besonders persönlich ist sein Song «Mi Reina», eine Hymne an seine Mutter und Ausdruck ihrer engen Verbundenheit.

Nach der frühen Trennung seiner Eltern wuchs Benjamin Kammer zuerst in Niederglatt, später in Rümlang bei seiner Mutter auf. Durch zahlreiche Besuche in ihrer Heimat tauchte er tief ein in das vibrierende, bunte, manchmal auch verrückte Leben auf der Karibikinsel. «Die Gastfreundschaft und Wärme der Dominikaner, auch das Chaos, das zu ihrem Alltag gehört, haben mein Inneres und meine Musik geprägt», erklärt der Musiker. Gleichzeitig schlägt in ihm das Schweizer Herz: «Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und eine klare Struktur sind mir extrem wichtig», fügt er hinzu.

Diese Tugenden waren ihm auch stets hilfreich in seiner beruflichen Karriere. Vor Abschluss der Hotelfachschule bildete er sich zum Sommelier aus. Danach arbeitete er in verschiedenen Hotels, wie dem Hotel Mövenpick in Regensdorf und dem «Seedamm Plaza» in Pfäffikon. Währenddessen absolvierte er berufsbegleitend den E-MBA. Vor neun Jahren erhielt er die Chance, bei der AMAG im Bereich Sponsoring und Events bei VW einzusteigen. Er wechselte. Später war er zuständig für das Produktmanagement für die Marken Seat und Cupra. In seiner Rolle als Teamleiter arbeitete er viel, bis er irgendwann merkte: «Ich will wieder mehr Musik machen.» Daraufhin produzierte er 2019 sein erstes Video und realisierte: «Musik zieht mich. Das ist meine Leidenschaft.» Als er mit seinem Chef seine Aufstiegsmöglichkeiten diskutierte, wurde ihm klar: Er wollte die Verantwortung für sein Team abgeben und – zum Erstaunen seines Vorgesetzten – bat er zusätzlich um eine Reduktion seines Pensums auf 60 Prozent. AMAG unterstützte seinen Herzensweg. Heute arbeitet er von Montag bis Mittwoch als Projektleiter in seiner «alten» Division.

0.003 US-Dollar pro Stream

Die restliche Zeit investiert er nun in die Musik. Zum kreativen Prozess gehören neben dem Songwriting auch die Arbeit im «Just Music Studio» in Dietlikon – von Instrumentierung über Sound-Experimente bis hin zu Produktion und Aufnahme. Und natürlich die Social-Media-Arbeit, welche sich sehr zeitintensiv gestaltet.

Zu Zeiten von Schallplatten und CD war der Verkauf der musikalischen Werke noch lukrativ. Anders heute: Auf den gängigen Musikplattformen erhalten die Künstler um die 0.003 US-Dollar pro Stream. Selbst bei beachtlicher Hörerzahl bleibt damit nach Abzug der Auslagen für Produktion und Videodreh nicht mehr viel übrig.

Doch Benjamin Kammer lässt sich davon nicht verunsichern und hält sich an die Aussage in seinem ersten schweizerdeutschen Lied «Min Weg»: «Niemand hat gesagt, dass es einfach wird. Die Hindernisse machen mich nur stärker.»

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