«Meine Werke sollen auch die Seele berühren»
Menschen im Säuliamt: Melehate Maliqi arbeitet als Dentalassistentin und malt Bilder

Zur Kunst kam Melehate Maliqi durch eine Lebenskrise. «Ich hatte die Scheidung von meinem Mann hinter mir», berichtet sie. «Beim Malen konnte ich meine Gefühlslage ausdrücken. Das gab mir Kraft.» Sie habe einfach begonnen, ohne Ausbildung oder Kurs. «Ich ging ins Geschäft, kaufte Leinwand, Farben, Paste und Pinsel. Und ich informierte mich im Internet.»
Ihre ersten Bilder habe sie in düsteren Farben gemalt, doch im Laufe der Zeit wurden sie immer heller. «Durch das Malen fand ich Trost, konnte mein inneres Ich heilen und mein Licht finden», beschreibt sie den Weg, den sie mit der Kunst gehen konnte. «Es war eine Therapie ohne Psychologen, sondern mit Farben und Pinsel.» Sie lächelt und führt die Besucherin in ihr kleines Atelier in ihrer Wohnung. Die Acrylbilder, die dort stehen, sind farbenfroh und voller Emotionen. Sie strahlen Wärme, Kraft und Lebensfreude aus. «Jedes Bild hat für mich eine persönliche Bedeutung und erzählt eine Gefühlssituation, die ich aufgeschrieben habe.»
Auf der Website www.melepassionart.ch können ihre Bilder zusammen mit den zugehörigen Texten betrachtet werden. Beim blau-roten Bild mit dem Titel «Kraft» schreibt sie zum Beispiel: «Wo Stille ruht, entfaltet sich die Kraft des Lebens.» Auf diese Weise lädt sie die Betrachtenden mit jedem ihrer Werke ein, sich mit der eigenen Gefühlswelt zu beschäftigen. «Meine Werke sollen nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch die Seele berühren», betont sie. Im Mai präsentierte Melehate Maliqi zum ersten Mal ihre Bilder öffentlich an einer Ausstellung in Radolfzell am Bodensee. Demnächst stellt sie ihre Kunst an ihrem Arbeitsort, einer Zahnarztpraxis in Zug, aus.
Schätzt ihren Beruf
Die junge Frau arbeitet als Dentalassistentin und schätzt ihren Beruf. «Der Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich, und ich habe intensiven Kontakt zu den Patientinnen und Patienten.» Die meisten Leute seien auf dem Zahnarztstuhl nervös oder angespannt. «Ich gehe daher gerne auf sie ein und versuche, sie zu beruhigen.» Spannend sei für sie auch das Assistieren bei Operationen, wo sie für das gesamte Drumherum die Verantwortung trage. Melehate Maliqi war zwei Jahre alt, als sie aus dem Kosovo in die Schweiz nach Goldau kam, wo sie später auch die Schulen besuchte. In ihrer grossen Familie ist sie das zweitjüngste von sieben Kindern. Ihre Eltern haben ihre persönlichen Wurzeln im Kosovo und pflegen auch die muslimischen Traditionen. «Ich bin nicht religiös, doch der Glaube an einen Gott hat mir immer wieder geholfen.» Sie sei überzeugt: «Wenn du mit dir verbunden bist, bist du auch mit Gott verbunden.»
Die Heimat ist hier
Seit zwei Jahren wohnt Melehate Maliqi zusammen mit ihrem Partner in Knonau. «Ich bin Schweizerin, meine Heimat ist voll und ganz hier, und es gefällt mir sehr im Säuliamt und in Knonau.» Das Dorf sei schön, und sie schätze das ländliche Leben, wo man sich auf der Strasse noch grüsse. Sie überlege sich auch, einem Verein beizutreten und sich so im Dorf zu engagieren. «Ich könnte mir zum Beispiel den Frauenverein vorstellen.» Leise fügt sie an: «Wenn mein Kinderwunsch dann vielleicht in Erfüllung geht, werden wir wohl bald viele weitere Leute im Dorf kennenlernen. Durch Kinder ist man ja in einem Dorf automatisch mitten im Geschehen.»
Melehate Maliqi pflegt neben dem Malen auch andere Hobbys. «Ich gehe regelmässig in Zürich Bachata und Salsa tanzen.» Sie reise gerne, geniesse aber auch Wanderungen in den nahen Bergen. «Die Rigi oder der Stoos sind wunderbare Ausflugsziele für gemütliche Wanderungen.»