Jacqueline Schneebeli triumphiert erneut

Mit der ihr eigenen, besonnenen Art hat Jacqueline Schneebeli am Sonntag in Gstaad überlegen den vierten Nachwuchsmeistertitel im Crosscountry geholt. Sie bestätigt damit ihre stetig besser werdende Leistung, die sich bereits an den beiden ersten Weltcup-Läufen abgezeichnet hat.

Jacqueline Schneebeli auf dem Weg zum vierten SM-Titelgewinn. (Bild Armin Küstenbrück)
Jacqueline Schneebeli auf dem Weg zum vierten SM-Titelgewinn. (Bild Armin Küstenbrück)

«Jacqueline war vor dem Rennen nervöser als sonst, denn die Bestätigung ihres Schweizer U23-Meistertitels ist eines ihrer Hauptziele in dieser Saison», erklärt Lisa Broder, die zusammen mit ihrem Mann Joe das Team Jb-Brunnex-Superior führt, für das Jacqueline Schneebeli seit 2020 fährt. Mit viel Herzblut bieten die Broders jungen Fahrerinnen und Fahrern in familiärer Umgebung die Zeit und den professionellen Support, um heranzureifen. Dabei schaffen sie mit deutlich kleinerem Budget wie zum Beispiel das Scott-Team um Thomas Frischknecht und Olympia­sieger Nino Schurter immer wieder ­Erstaunliches.

Erfahrung, Beziehungen und vor allem die gute Stimmung und der Zusammenhalt im Team sind der Kitt, der das ermöglicht. Allüren, die zuweilen schon die jungen Sportler entwickeln, sind nicht so das Ding der Broders, die selber als sehr bodenständig gelten. Lisa Broder verhehlt nicht, dass sie viel Freude an Jacqueline Schneebeli hat. Nicht nur wegen ihrer Leistungen und dem Glanz ihres Weltmeistertitels, den die Hauptikerin ins Team gebracht hat. ­Broder sagt: «Jacqueline ist eine aussergewöhnliche Fahrerin. Nach dem Training reinigt sie aus freien Stücken ihr Bike selber. Sie schraubt fürs Leben gerne zusammen mit meinem Mann oder unserer Mechanikerin an ihren Bikes und versucht auch im materialtechnischen Bereich das Maximum herauszuholen.» Menschlich passe sie perfekt ins Team. «Mein Bike ist mein Werkzeug. Es interessiert mich, wie mein Bike funktioniert. Nur so kann es perfekt auf mich abgestimmt werden. Wenn ich unterwegs mal eine Panne habe, kann ich mir selber helfen», erklärt Schneebeli ihr Interesse an der Technik. Zudem entwickelten sich beim Schrauben immer unterhaltsame Gespräche, zuweilen auch über Gott und die Welt.

Taktisch klug gefahrener Titelkampf

Nach wie vor beeindruckend sei, wie sie auch diesen Titelkampf angegangen sei, fährt Lisa Broder fort. Wie schon vor einem Jahr in Gränichen, als sie gleich im ersten Jahr als U23-Fahrerin den Schweizer Meistertitel geholt hatte, habe sie sich auch am letzten Sonntag in Gstaad nicht nervös machen lassen, als ihre Mitstreiterin Ronja Blöchlinger «wie die Feuerwehr» davongezogen sei: «Jacqueline hat abgewartet und ihre Kräfte klug eingeteilt. Erst nachdem sie gespürt hat, dass sie es verträgt, hat sie aufgedreht und die Führung ­übernommen.

Schneebeli ergänzt: «Die SM-Runde mit Start und Ziel auf dem Flugplatz in Saanen war stellenweise wie ein Strassenrennen. Man musste auf jeder der sechs Runden zirka einen Kilometer gegen den Wind fahren. Das braucht sehr viel Energie. Deshalb habe ich erst in der vorletzten Runde angegriffen und konnte in der einzigen längeren Steigung sogleich 30 Sekunden auf ­Blöchlinger herausfahren.» Bis ins Ziel vermochte Schneebeli den Vorsprung auf 1:12 Minuten auszubauen. Nur acht der 19 U23-Fahrerinnen wurden nicht überrundet. Zum Vergleich: die schnellste Elitefahrerin Jolanda Neff, die bereits ihren siebten SM-Titelgewinn feiern konnte, war 4:21 Minuten schneller unterwegs als Schneebeli. Lisa Broder ist jedoch überzeugt: «Jacqueline wird mit jedem Rennen besser. Dieser Titelgewinn ist wie ein Booster fürs Selbstvertrauen.»

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