Larissa Kurmann will hoch hinaus

Die Trampolin-Turnerin Larissa Kurmann aus Mettmenstetten gehört hierzulande zu den Besten ihres Fachs

Larissa Kurmann schafft den Spagat zwischen Sport, Studium und Haushalt in ihrer ersten Wohnung. (Bilder Daniela Zeman)

Larissa Kurmann schafft den Spagat zwischen Sport, Studium und Haushalt in ihrer ersten Wohnung. (Bilder Daniela Zeman)

«Breath» — atme.

«Breath» — atme.

Perfektion und Willensstärke zeichnen die Turnerin aus. (Bild zvg)

Perfektion und Willensstärke zeichnen die Turnerin aus. (Bild zvg)

Larissa Kurmann stellt den Wischmopp zur Seite, klopft sich ein wenig Staub ab — «ich habe es gern aufgeräumt und sauber», sagt die 20-Jährige und lässt einen letzten prüfenden Blick durch die Wohnung in Mettmenstetten schweifen. Ihre Wohnung. Eben erst durfte sie ihre erste eigene Wohnung beziehen, und entsprechend stolz und glücklich ist sie, endlich in ihren eigenen vier Wänden hausen zu dürfen. Endlich alle Kisten ausgepackt und endlich alle Möbel zusammengestellt zu haben. Ganz zufrieden ist sie allerdings noch nicht, denn «die Bilder fehlen noch», fügt sie erklärend an. Aber für den Moment könne sie damit leben. Doch ­sickert durch: Larissa Kurmann, deren Perfektion bei der Ausführung ihrer Übungen auf dem Trampolin unabdingbar ist, strebt auch neben dem Sport nach bestmöglichen Resultaten.

Allerdings blieben solche bestmögliche Resultate im Sport in den vergangenen Wochen vollends aus. Beim Turnfest war es, als Larissa Kurmann für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft die Kontrolle verloren hatte, unglücklich landete. Sofort habe sie gemerkt, dass da etwas gar nicht gut war, sagt sie, und ihr Frust ist dabei noch immer deutlich zu hören. Die Diagnose: Fuss gebrochen, mehrere Knochen abgesplittert — bedeutete: Zwangspause mit Gehgips und Krücken statt des gewohnten Trainingsalltags mit Fokus Formaufbau für die Qualifikationswettkämpfe für die Europameisterschaften 2024. Zwar hat die Mettmenstetterin diese noch nicht vollends abgeschrieben, allerdings wird sie wegen der Verletzung nur wenige Chancen haben, sich zu qualifizieren.

Unterstützung von den Eltern

«Immerhin hatte ich so genügend Zeit, für die Basisprüfungen zu lernen», sagt sie, die an der ETH in Zürich Agrarwissenschaften studiert. Diese hat sie erfolgreich hinter sich bringen können und befindet sich nun wieder mitten im Alltag als Studentin. Jeden Vormittag besucht sie Vorlesungen und Seminare, um dann im Verlaufe des Nachmittages direkt ins Training zu gehen. Da kommt es schon vor, dass sie erst um acht Uhr abends wieder zu Hause ist. Fertig ist ihr Tag jedoch noch nicht: etwas essen, lernen und — neu auch — haushalten. «Ja, meine Tage sind schon recht ausgefüllt», sagt sie, grinst verschmitzt und fügt dann an, dass sie froh sei, ihr Elternhaus in unmittelbarer Nähe zu wissen. Zu wissen, dass sie ab und zu mal dort auch verschmutzte Wäsche vorbeibringen darf, erleichtert ihr vieles.

Quasi durch ihre Eltern fand sie auch zum Trampolin-Turnen. Sie waren es, die vor gut zehn Jahren auf der Suche nach einer geeigneten Sportart für Larissas jüngeren Bruder waren. Irgendwie seien sie da auf den Trampolin-Sport aufmerksam geworden, so die 20-Jährige rückblickend. Wirbelwind Larissa war damals schon polysportiv aktiv, versuchte sich im Ballet sowie im Geräteturnen. Und wollte dann selbst auch im Trampolin-Training mitmachen. Dass sie mit ihren damals zehn Jahren schon relativ alt war für den Einstieg in diese Sportart, liess sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Bald schon zahlten sich ihr Ehrgeiz und Wille aus, an kleineren als auch an grösseren Wettkämpfen durfte sie erste Erfolge feiern, um dann 2017 schliesslich erstmals international starten zu dürfen.

Das Trampolin-Turnen ist eher ein Nischensport, doch rückte er jüngst ins Rampenlicht. «Und leider in kein gutes», wie Larissa Kurmann sagt. Denn: Im Frühling diesen Jahres wurden Missbrauchsvorwürfe laut. Sie selbst kann diese nicht bestätigen, berichtet aber von «nicht so guten Erlebnissen» in Magglingen. «Aber unsere Missbrauchsvorwürfe wurden vom Schweizerischen Turnverband nie behandelt», fügt sie an um dann zu betonen: «Bei uns im regionalen Leistungszentrum in Rüti hatten wir nie Vorfälle dieser Art.» Umso wichtiger ist es für die junge Sportlerin, zu zeigen, was mit Passion, Ehrgeiz und Wille erreicht werden kann. «Fly high» — fliege hoch — steht auf ihrem Oberarm tätowiert. Und ­«breath» — atme — auf dem Unterarm. Larissa Kurmann trägt ihre Schlüssel zum Erfolg so immer bei sich.

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